Die Autobahn GmbH des Bundes
Eine für Alle.
Das große Ganze im Blick – nachhaltiges Bauen bei der Autobahn GmbH
Der Infrastruktur- und Mobilitätssektor ist im Wandel: Neue Antriebstechnologien, autonomes Fahren und der Klimaschutz bedeuten neue Anforderungen an die Straßeninfrastruktur. Die Autobahn GmbH des Bundes – seit 2021 für Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung, Verkehrsmanagement sowie vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen zuständig – arbeitet mit Hochdruck daran, das Autobahnnetz fit für die Mobilität der Zukunft zu machen und dabei soziale und wirtschaftliche Ansprüche mit Umwelt- und Klimaschutz in Einklang zu bringen.
Nachhaltigkeit ist ein maßgeblicher Bestandteil der Unternehmensziele. Als einer der größten öffentlichen Auftraggeber Deutschlands und Europas nimmt die Autobahn GmbH ihre gesellschaftliche Verantwortung und Vorbildfunktion ernst. Um möglichst früh klimaneutral zu sein, setzt die Autobahn GmbH auf CO2-neutrale Baustellen, klimaneutralen Strom, den Ausbau von Photovoltaikanlagen für die Versorgung der autobahneigenen Gebäude und PWC-Anlagen, energieeffiziente Tunnel und alternative Antriebe bei der eigenen Fahrzeugflotte.
Auch das Kerngeschäft – Planen, Bauen und Betreiben der Bundesautobahnen – wird nachhaltiger. 2022 wurde begonnen, eine Nachhaltigkeitsstrategie inklusive Nachhaltigkeitszielen für das gesamte Unternehmen zu erarbeiten. Sie orientieren sich auch an den 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Zu den Hauptzielen gehören die Kreislaufwirtschaft und die Klimaneutralität.
Nachhaltiger Autobahnbau beginnt bei der Planung, die auch die langfristig entstehenden Kosten sowie Emissionen betrachtet. Je länger eine Autobahn und ihre Ingenieurbauwerke auch im Hinblick auf ihre Kapazität nutzbar ist, umso nachhaltiger ist sie. Entscheidend für die Nutzungsdauer ist die Wahl der Materialien. Bei der Wahl des Fahrbahnbelags sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. So bestimmen etwa der Bauuntergrund, die prognostizierte Belastung, die Kosten, die regionale Verfügbarkeit, das vorhandene Zeitfenster und die Maßgaben des Lärmschutzes welcher Baustoff zum Einsatz kommt. Bei einem hohen Verkehrsaufkommen und vielen Lkws ist eine Betonfahrbahn die beste Wahl. Um hochbelastete Strecken noch haltbarer zu machen, testet die Autobahn GmbH aktuell die bewehrte horizontale Hybridbauweise: Hier kommt Beton für die stark belastete rechte Spur und den Standstreifen und Asphalt für die linke Spur zum Einsatz. Die Stahlbewehrung im Beton soll zu einer Nutzungsdauer von bis zu 50 Jahren führen. Beton ist zwar ein sehr belastbarer und insbesondere bei Standardbrücken wirtschaftlicher Baustoff, seine Herstellung verursacht aber bei der Zementproduktion erhebliche Mengen klimaschädlicher Gase. Beim autobahneigenen Prüfcenter für Baustoffe und Baugrund wird deshalb untersucht, welche Zusatzstoffe geeignet sind, einen Teil des Zementklinkers zu ersetzen.
Mit dem zunehmenden Straßenverkehr kommt auch dem Lärmschutz eine immer größere Bedeutung zu. Insbesondere bei Neu-, sowie Aus- und Umbauvorhaben werden daher umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt: Die Trassierung erfolgt nach Maßgaben des Lärm- und des Umweltschutzes, Lärmschutzwände und -wälle werden errichtet und lärmmindernder offenporiger Asphalt mit einer kürzeren Nutzungsdauer eingebaut. Der Schutz von Mensch und Umwelt steht hier klar über dem Nachhaltigkeitsaspekt einer langen Nutzungsdauer.
Ist das Ende der Nutzungsdauer einer Fahrbahn oder eines Brückenbauwerks erreicht, wird mit dem Ersatzneubau auch die Wiederverwertung der Bestandsbauwerke geplant. Ebenso werden bei einem Neu- oder Ersatzneubau die Wiederverwertung aller Materialien und eine komplette Lebenszyklusbetrachtung in die Planungen einbezogen. Ziel der Autobahn GmbH ist die einhundertprozentige Kreislaufwirtschaft, bei der alle Ausbaustoffe nach dem Ende ihres Lebenszyklus wieder in den Stoffkreislauf überführt werden. So werden Abfälle vermieden und Rohstoffressourcen geschont. Schon heute ist beim Straßenbau die Wiederverwendung von Ausbaustoffen gelebte Praxis. Die Europäische Union fordert die einhundertprozentige Kreislaufwirtschaft bis 2050.
Für Baumaßnahmen wurde bereits ein Stoffstrommanagement eingeführt. Dabei werden zur Verringerung des Material- und Energieverbrauches sowie der Emissionen durch Transporte die Materialströme sowie die umweltgerechte Verwendung oder Verwertung der Ausbaustoffe optimiert. Um Auskunft über die Recycling- und Kreislaufwirtschaftsquote beim Autobahnbau geben zu können, wird die Autobahn GmbH zukünftig die größten Stoffströme erfassen. Eine Straßenaufbaudatenbank mit Informationen zum Oberbau aller deutscher Autobahnen soll die Bilanzierung der Stoffströme vereinfachen.
Durch die seit August 2023 bundesweit rechtsverbindlich gültige Ersatzbaustoffverordnung soll der Einsatz von Sekundärrohstoffen – Recyclingrohstoffe, die aus aufbereitetem Material gewonnen werden – aktiv gefördert werden. Die Autobahn GmbH treibt dazu Pilotprojekte in den Niederlassungen voran, die sich mit der Vermeidung, der Wiederverwendung und dem Recycling von Rohstoffen befassen. So wurden Betonfahrbahnen aufgebrochen und als ungebundene Tragschichten bzw. Verfestigungen wieder eingebaut. Alte ungebundene oder hydraulisch gebundene Tragschichten konnten bei Fahrbahnsanierungen im Baumischverfahren wiederverwertet werden. Dabei wurden vorhandene Tragschichten des Straßenoberbaus nicht zurückgebaut und entsorgt, sondern mit hydraulischen Bindemitteln verfestigt. Geprüft wurde auch, wie eine maximale Wiederverwendung von aus Ausbauasphalt gewonnenem Asphaltgranulat erfolgen kann.
Zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele prüft die Autobahn GmbH aktuell, wie die Kreislaufwirtschaft bereits in die Vergabeverfahren einbezogen werden kann und ist dazu mit der Bauwirtschaft auch beim von der Autobahn GmbH initiierten „Runden Tisch Baumanagement“ im Gespräch.