Vom Realfahrzeug zum virtuellen, fahrsimulatorfähigen Zwilling am Beispiel eines GT3 Fahrzeugs
Liebe Studierende, mein Name ist Felix. 2018 bin ich bei EDAG als Bachelorand eingestiegen und hatte die Möglichkeit meine Bachelorarbeit im Unternehmen zu schreiben. Anschließend folgten viele Projekte im Bereich Straßenfahrzeugentwicklung. Aufgrund meiner Motorsportaffinität sowie meiner Erfahrung als früherer Bereichsleiter Fahrwerk/Fahrdynamik im Formula Student Team E.Stall Esslingen wurde ich immer häufiger bei Anfragen und Projekten zu Straßensportfahrzeugen und Motorsport mit einbezogen. Mittlerweile arbeite ich als Expert Simulation Engineer und Leiter des Center of Competence für Virtual Function Development und bin sehr glücklich darüber, meiner Leidenschaft für Motorsport auch im beruflichen Kontext nachzugehen. Seit diesem Jahr gibt es auch in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft eine Beschränkung der Anzahl der Rennstreckentests für Teams. Dennoch müssen Fahrzeuge getestet, Setups gefunden und Fahrer auf den Rennstrecken trainiert werden. EDAG bietet dafür eine Lösung, und zwar in Form des Zero Prototype Labs. In diesem haben Motorsport Teams die Möglichkeit, ihre Rennfahrzeugmodelle virtuell zu fahren. Das Center of Competence Virtual Function Development unterstützt die Renningenieure dabei, valide und realitätsnahe Simulationsmodelle zu erzeugen. Beginnend mit der Vermessung des Realfahrzeugs über den Aufbau eines Mehrkörper-Simulationsmodell bis hin zur Inbetriebnahme der Fahrzeuge. Auf unserem DiM 500, dem bisher größten dynamischen Fahrsimulator von VI-Grade, bringen wir Fahrzeuge realitätsgetreu in die virtuelle Welt, darunter auch der Lamborghini Huracan GT3 EVO2 unseres technischen Partners SSR Performance. Erste Fahrzeugvermessungen, Bestimmung der Fahrwerk-Kinematikpunkte sowie Komponententests wie Reifen- und Dämpfervermessungen sind erste Voraussetzung dafür, ein virtuelles Zwillingmodell für ein Fahrzeug entstehen zu lassen. Anschließend werden auf Basis verschiedener Fahrmanövertests Daten gewonnen, um das Modell mit Parametern in Aerodynamik, Antrieb, NVH und weiteren Subsystemen zu füttern. Die gewonnenen Messergebnisse dienen zudem für eine objektive Validierung des Modells. Darüber hinaus nehmen die trainierten Rennfahrer anhand von Fahrgefühl und Fahrerlebnis eine subjektive Bewertung vor. Zusammen ermöglichen objektive Validierung und subjektive Bewertung letztendlich ein realitätsnahes Fahren am Simulator. Bereits jetzt werden in 9 von 10 Fällen Fahrzeugsetups in der Formel 1 am Fahrsimulator bestimmt. Mit unserem Zero Prototype Lab und unserer Möglichkeit sehr gute und valide virtuelle Modelle aufzubauen, lassen sich vergleichbare Erfolge liefern. Je mehr Testbeschränkungen es geben wird, desto wichtiger und wertvoller wird die Zeit am Simulator. Das Ziel, Kosten und Material einzusparen, trägt nicht nur zur Nachhaltigkeit bei, sondern reduziert auch die Emissionen. Darüber hinaus bietet der Simulator eine einfachere und schnellere Möglichkeit, mehr Setups zu testen. Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft und bin überzeugt, dass schon bald Testtage rein virtuell abgehalten werden und nur noch Qualifikationen sowie Rennen auf den Strecken stattfinden.