Arbeitsmarkt 2030: Das müssen Unternehmen jetzt schon wissen – und vorbereitend tun
- Freitag, 6. Januar 2023
- Svenja Rausch
Bevölkerungsrückgang, Digitalisierung und Klimawandel bewirken bis dahin einen massiven Wandel, bei dem vor allem die jungen Generationen gefordert sein werden.
2030 markiert eine Zeitenwende, wie die Arbeitsmarktprognose der Bundesregierung zeigt. Bevölkerungsrückgang, Digitalisierung und Klimawandel bewirken bis dahin einen massiven Wandel, bei dem vor allem die jungen Generationen gefordert sein werden. Wir zeigen, wie Unternehmen dies für sich nutzen können, und gleichen es mit aktuellen Erkenntnissen des Karrierebarometers ab.
Was in Zukunft passiert, entscheidet sich jetzt
Bis 2030 gehen in Deutschland so viele Beschäftigte aus den geburtenstarken Jahrgängen in Rente, dass eine Lücke von etwa drei Millionen entsteht. Neben Lehrer:innen, Mediziner:innen, Pflegekräften und Ingenieur:innen, die zuvorderst fehlen werden, wird die fortschreitende Digitalisierung dazu führen, dass ein enormer Bedarf an IT-Fachkräften besteht.
Kurzfristig können Unternehmen dies sicher mit Unterstützung von außen abfedern, etwa durch Freelancer. Und mittelfristig werden sie auf Umschulungen und Weiterbildungen setzen, um eigenes Wissen und bestehende Mitarbeiter:innen zu halten. Langfristig aber kommt es auf eine starke Arbeitgebermarke an – also darauf, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, um neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen und langfristig an sich zu binden.
Entscheidend ist die Gen Z
Mit (potenziellen) neuen Mitarbeiter:innen sind zwangsläufig die jungen Talente der akademischen Gen Z gemeint, auch wenn diese sich gerade zum Gutteil noch an der Hochschule oder in der beruflichen Orientierungsphase befinden. Bis Ende dieses Jahrzehnts werden sie nahezu 75 Prozent der Arbeitnehmerschaft ausmachen.
Also müssen Unternehmen jetzt anfangen, sich so aufzustellen, dass die gefragten jungen Talente zu ihnen finden und gemeinsam mit ihnen für die notwendige Zukunftsfähigkeit sorgen. Wie das am besten funktioniert, haben uns aktuell rund 2.000 Studierende und Absolvent:innen verraten, die wir repräsentativ befragt und deren Antworten wir im „Karrierebarometer Young Talents“ zusammengefasst haben. Es folgen die Highlights.
Prägende Faktoren für den Arbeitsmarkt 2030:
Was die Gen Z will und Arbeitgeber davon haben
Faktor Sicherheit
Mehr als zwei Jahre Pandemie, geprägt von weitgehender sozialer Isolation und mangelnden Erfahrungsmöglichkeiten, haben ihre Spuren hinterlassen: 78 Prozent der Studierenden und 93 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche sorgen sich um ihre berufliche Zukunft. (Unter Studierenden hat sich dieser Wert seit 2020 mehr als verdreifacht.) In der Folge können sich inzwischen 31 Prozent der Befragten vorstellen, unbegrenzt bei einem einzigen Arbeitgeber beschäftigt zu sein. 61 Prozent erwägen, sich bis zu zehn Jahre an ein Unternehmen zu binden. Und 73 Prozent wünschen, beim nächsten, oft ersten Arbeitgeber einen unbefristeten Vertrag zu bekommen.
Auch bei der Wahl des Arbeitgebers ist das Sicherheitsbedürfnis groß. Bei den Kriterien rangiert das Gehalt mit 59 Prozent ganz vorn. An zweiter Stelle wird allerdings wieder die Work-Life-Balance genannt, die zuletzt an Stellenwert verloren hatte.
Unternehmen sollten künftig also früher ansetzen, um die Signale zu senden, die der akademische Nachwuchs vermisst. Schon an den Hochschulen Präsenz zu zeigen ist der erste Schritt. Der zweite ist, Einstiegs- und Erfahrungsmöglichkeiten vor allem in Form von Praktika und Werkstudierendenstellen zu schaffen.
Faktor Führung & Verantwortung
Trotz eingeschränkter Erfahrung und diffuser Perspektive sehen sich 70 Prozent der jungen Talente als künftige Führungskraft, die in den nächsten zehn Jahren Führungsverantwortung übernehmen wollen. 54 Prozent der Absolvent:innen sogar schon innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre.
Auf solch ehrgeizige Pläne werden Unternehmen reagieren müssen. Sowohl mit realistischen Perspektiven, in Führung und Verantwortung hineinwachsen zu können, als auch mit dem Wissen, dass Karrierewege nicht zwingend über Personalverantwortung führen.
Faktor Sinn & Purpose
Bei allem Sicherheits- und Orientierungsbedürfnis behalten die jungen Talente den Anspruch einer sinnstiftenden Tätigkeit. So ist es 83 Prozent ist es auch in Krisenzeiten wichtig, dass ihre künftige Arbeit einen höheren Zweck verfolgt. Ebenso viele Befragte erwarten diese Haltung auch von ihrem künftigen Arbeitgeber. Beide Zahlen belegen das große Bedürfnis, zu einem erkennbaren größeren Ganzen beizutragen.
Unternehmen werden dem inzwischen zunehmend gerecht, indem sie einen Corporate Purpose definieren, der glaubwürdig mit den gelebten Werten und den eigenen Produkten in Einklang steht. Schon jetzt ein wichtiger Faktor, um die richtigen, passenden Kandidat:innen zu erreichen.
Faktor Homeoffice
Im Homeoffice zu arbeiten, war noch vor einiger Zeit zum „neuen Normal“ avanciert. Doch inzwischen haben auch die jungen Talente ihre Schlüsse aus der sozialen Isolation gezogen: Nur noch 15 Prozent wollen komplett zuhause arbeiten. 59 Prozent wünschen sich einen Mix aus Homeoffice und Büro, 25 Prozent bevorzugen die Arbeit im Büro. Auch hier überwiegt also der Wunsch, zu etwas größerem Ganzen beizutragen und sogar Teil davon zu sein.
Fazit: Nicht warten, starten – und Starthilfe geben
Die Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt hat schon vor zwei Jahren begonnen. Bis 2030 wird sie weitgehend vollzogen sein. In der Zwischenzeit sind Unternehmen nachdrücklich gefordert, sich den Herausforderungen der jungen Talente zu stellen, die gemeinsam zu bewältigen sind, und ihrer Fertig- und Fähigkeiten zu integrieren, zu stärken und zu nutzen.
Stand heute braucht der Nachwuchs mehr denn je die richtigen Signale und Wegweiser für seine Orientierung. Unternehmen müssen jetzt ihre Tore weit aufmachen und zeigen, was für potenzielle Mitarbeiter:innen drin ist. Wichtig ist, sie möglichst früh anzusprechen und dort abzuholen, wo sie die Grundlage für ihre berufliche Karriere legen: am Campus. Hier können sich HR und Recruiting mit Angeboten, Perspektiven und Werten ins Blickfeld der jungen Talente bringen.
Wenn Sie detailliert wissen wollen, auf welche Faktoren es ankommt, und nachhaltige Entwicklungen von vorübergehenden Phänomenen unterscheiden wollen, empfehlen wir Ihnen das aktuelle „Karrierebarometer Young Talents“. Es steht kostenlos zum Download bereit.