Employer Branding in der Corona-Krise: Interview mit Gero Hesse
- Mittwoch, 17. Februar 2021
- Svenja Rausch
Employer Branding in der Krise: „Vieles hätte auch ohne Corona stattgefunden, aber mit Sicherheit nicht in dieser Geschwindigkeit“
Employer Branding in der Krise: „Vieles hätte auch ohne Corona stattgefunden, aber mit Sicherheit nicht in dieser Geschwindigkeit“
Am 24. Februar findet der virtuelle Roundtable zum Thema „Innovatives Employer Branding: Cases aus dem Coronajahr 2020“ statt. Moderiert und bereits mit Vorfreude erwartet wird die JobTeaser Veranstaltung vom Employer-Branding-Experten Gero Hesse. Mit ihm haben wir im Vorfeld des digitalen Events über Key Learnings aus der Krise und seine Lieblingskampagnen in puncto Employer-Branding aus dem vergangen Jahr gesprochen.
JobTeaser: Hi Gero, bitte stell dich den JobTeaser Blog-Leser:innen kurz vor.
Gern. Ich bin Gero Hesse und beschäftige mich seit 20 Jahren mit den Themenfeldern Mitarbeitergewinnung und -bindung. Beruflich als Geschäftsführer von TERRITORY EMBRACE. Wir konzipieren Arbeitgebermarken, Personal- sowie Recruiting-Kampagnen für Arbeitgeber wie ALDI, Deutsche Post DHL oder Fraunhofer und kümmern uns auch wie JobTeaser um die Zusammenführung junger Talente mit Unternehmen über beispielsweise unsere Plattform Ausbildung.de. Hobbymäßig beschäftige ich mich auch mit diesen Themen sowie HR Tech und New Work, nämlich in meinem Blog und Podcast www.saatkorn.com.
Privat bin ich in erster Linie Familienvater, höre gern Heavy Rock, versuche mich am Schlagzeug und bin super gerne sportlich in der Natur unterwegs.
JobTeaser: Wir haben turbulente Monate hinter uns. Wie hat sich die Coronakrise aus deiner Sicht auf die Arbeit von HR- und Employer-Branding-Expert:innen ausgewirkt?
Mal abgesehen von den ganzen wirklich dramatischen Geschichten, in denen Menschen existenziell bedroht sind – sei es ökonomisch oder gesundheitlich –, sehe ich in der Corona-Krise auch durchaus Chancen. Gehen wir mal davon aus, dass wir diese Krise in den Griff bekommen und irgendwann ein wie auch immer gestaltetes „Neues Normal“ bekommen, wird man rückblickend aus der Perspektive unserer Szene Corona insbesondere als Katalysator für die Digitalisierung in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting sehen können. Vieles hätte auch ohne Corona stattgefunden, aber mit Sicherheit nicht in dieser Geschwindigkeit. Daher glaube ich, dass sich die Corona-Krise in erster Linie durch viele neue technologische Möglichkeiten in der HR-Szene ausgewirkt hat. Natürlich auch mit unschönen Themen wie Kurzarbeit und/oder Personalanpassungen. Aber das sind aktuelle Erscheinungen.
JobTeaser: Was wird sich denn deiner Meinung nach nachhaltig dadurch verändern?
Langfristig werden wir, glaube ich, eher sehen, dass HR-Arbeit anders stattfindet. New Work wird auf einmal vom „Nice-to-have“ zum „Must-have“. Und daraus ergeben sich viele neue Spannungsfelder, die sich in veränderten Organisations- und Machtstrukturen offenbaren werden.
Meiner Meinung nach müssen wir in unserer Szene die neuen technologischen Möglichkeiten „umarmen“, dürfen aber nicht dem Irrglauben verfallen, dass der Mensch nicht mehr zählt. Gerade im Recruiting bin ich davon überzeugt, dass zum Schluss eines digitalen Prozesses stets zwei Menschen stehen, die im übertragenen Sinne „Ja“ zueinander sagen müssen.
JobTeaser: Was sind deine persönlichen Key Learnings aus der Krise in Sachen Employer Branding?
Für mich gibt es drei zentrale persönliche Learnings. Zuerst einmal, dass Remote Work funktioniert.
Dann, dass die Unternehmenskultur aus Kandidatensicht der wichtigste Differenzierungsfaktor ist.
Und schließlich, dass Individualisierung das ganz große Thema wird – gesellschaftlich und auch auf Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting bezogen. Es geht immer öfter und immer mehr um Individual-, nicht um Zielgruppenbedürfnisse, weil der Arbeitsmarkt oft ein nur sehr kleines Angebot auf eine große Nachfrage bieten kann.
JobTeaser: Am 24. Februar moderierst du bei uns den virtuellen Roundtable zum Thema „Innovatives Employer Branding: Cases aus dem Coronajahr 2020": Was bedeutet für dich innovatives Employer Branding?
Zunächst hat das für mich mit Corona nur wenig zu tun. Innovationskraft ist meiner Meinung nach immer gefragt. Was es für mich bedeutet? Mit Ecken und Kanten unterwegs sein, nicht jedem/jeder gefallen wollen, sondern auf Basis der eigenen Werte und Unternehmenskultur klar zu adressieren, welche Menschen eine Organisation ausmachen und welche Menschen dann da auch glücklich und somit erfolgreich werden können. Jeder Mensch verdient den bestmöglich passenden Arbeitgeber, so ist das Credo von TERRITORY EMBRACE – und darum geht es.
JobTeaser: Was ist dein persönlicher Employer-Branding-Lieblingscase aus dem letzten Jahr?
Das ist eine Fangfrage. (Lacht.)
Mich hat total beeindruckt, wie Aldi Süd und Nord im ersten Lockdown mit der #gemeinsamgehtalles Kampagne erstmals zusammen an den Markt gegangen sind. Die hat in sehr kurzer Zeit so gut performt, dass sie superschnell wieder vom Markt genommen werden musste, da alle Stellen besetzt waren. Aber das ist eher ein Kampagnenbeispiel.
Im Employer Branding hat mich PwC mit den Gaming Masters beeindruckt. Die verbinden da sehr geschickt internes und externes Employer Branding – und das im Arbeitgeberkontext noch relativ unentdeckten und jungen E-Sports-Bereich. Das hat mich ziemlich beeindruckt.
JobTeaser: Was macht ihr bei TERRITORY EMBRACE selbst in Sachen Employer Branding und worauf legt ihr besonderen Wert?
Die Frage kann ich nicht so konkret beantworten wie ich es gern würde, da sich unsere Mutter TERRITORY organisatorisch und strukturell im Wandel befindet. Da können und sollten wir als Tochter nicht vorpreschen, sondern warten auf die neue strategische Ausrichtung. Employer Branding sollte sich immer an der Corporate Brand orientieren, so auch in unserem Fall. Wenn die in der Neuausrichtung steht, werden wir einen Employer-Branding-Prozess anschließen.