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Recruiting der Gen Z: Diskriminierung und Ghosting sind ein reales Problem

  • Donnerstag, 12. September 2024
  • Katharina Krentz

Diskriminierung und Ghosting: Die Herausforderungen, denen sich die Gen Z gegenübersieht

Katharina Krentz ist Co-Gründerin und CEO von Connecting Humans. Als Transformationsbegleiterin, Teamgestalterin und Beraterin unterstützt sie Unternehmen beim Wandel der Arbeitswelt mit Fokus auf Social Fitness und effektiver Zusammenarbeit. Die Themen Chancengleichheit und Inklusion liegen ihr besonders am Herzen.

Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. als HR Top 10 Influencerin, eine von 40 über 40 der inspirierendsten Frauen Deutschlands, dem Digital Female Leader Award in der Kategorie New Work und dem HR Excellence Award.

JobTeaser hat sie zum Thema “Diskriminierung und Ghosting beim Recruiting der Gen Z” befragt.

JT: Sind die oben aufgeführten Erhebungen zu der subjektiv von der Gen Z wahrgenommenen Diskriminierung durch Personalverantwortliche ein Spiegel der Realität in Deutschland?

Katharina Krentz: Die aufgeführten Erhebungen spiegeln weitgehend die Realität wider, insbesondere im Hinblick auf die Generation Z, die zunehmend sensibel auf Themen wie Diskriminierung und unfaire Behandlung reagiert. In Deutschland gibt es umfassende Studien (z.B. McKinsey, DIW, Emerald, TalenttLMS), die bestätigen, dass junge Menschen Diskriminierung aufgrund von Alter, ethnischer Zugehörigkeit und Geschlecht wahrnehmen. Diese subjektiven Wahrnehmungen haben reale Auswirkungen auf das Employer Branding, da sie oft das Image des Unternehmens nachhaltig verschlechtern. Es wird zudem unterschätzt, dass sich gerade die junge Generation über diese Erfahrungen offen online austauscht, und die Unternehmen so sehr leicht in Verruf kommen können.

Die Tatsache, dass sich 35 % aufgrund ihres Alters diskriminiert fühlen, könnte auch auf nicht passgenaue Bewerbung und unzureichende Berufserfahrung zurückzuführen sein. Viele junge Menschen bewerben sich auf Stellen, für die sie die geforderte Berufserfahrung noch nicht haben, was zu einer subjektiven Wahrnehmung von Diskriminierung führen kann. Studien zeigen jedoch, dass selbst bei vergleichbarer Qualifikation junge Bewerber:innen oft als weniger geeignet angesehen werden. Emerald hat herausgefunden, dass solche Diskriminierung junger Bewerber:innen häufig in größeren Unternehmen und in traditionelleren Branchen stattfindet, in denen konservative Einstellungen dominieren. Insbesondere in Branchen wie Finanzen und Maschinenbau, wo formale Qualifikationen stark gewichtet werden, ist Diskriminierung aufgrund von Alter und Erfahrung demnach wahrscheinlicher. Hier sehe ich einen dringenden Handlungsbedarf, vor allem, wenn wir uns über den Fachkräftemangel beschweren!

JT: Auch Ghosting ist eine große Red Flag für die Gen Z. 74 % der Befragten gaben an, dass sie schon einmal von Personalverantwortlichen geghostet wurden. Warum kommt es dazu?

Katharina Krentz: Ghosting, also das Nicht-Reagieren auf Bewerbungen, ist ein ernsthaftes Problem, dass es schon zu meiner Zeit beim Berufseinstieg gab. Neu ist, dass es hierfür jetzt ein Wort gibt. Gründe hierfür sind ineffiziente und nicht standardisierte, automatisierte Bewerbungsprozesse, mangelnde Empathie seitens der Personalverantwortlichen oder ein hoher Bewerbungsdruck seitens der Unternehmen. Ghosting hinterlässt bei jungen Bewerbern einen sehr negativen Eindruck und beeinflusst das Employer Branding massiv.

JT: 69 % sagten, dass sich generell durch schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess, wie etwa Ghosting, ihr Bild vom Unternehmen in der Tat verschlechtert hat. Wie sollten Unternehmen ihrer Meinung nach ihre Bewerbungsprozesse anpassen, um einen negativen Eindruck zu vermeiden und ihr Employer Branding zu stärken?

Katharina Krentz: Um ihr Employer Branding zu verbessern und negative Eindrücke zu vermeiden, sollten Unternehmen ihre Bewerbungsprozesse transparenter, menschenorientierter und damit respektvoller gestalten. Dies beinhaltet eine klare Kommunikation, zeitnahe Rückmeldungen und ein wertschätzendes Feedback, auch bei Absagen. Unternehmen sollten darauf achten, einen persönlichen Bezug herzustellen, was besonders in digitalisierten Prozessen eine Herausforderung darstellt, aber machbar ist, wenn man es ernst meint.

JT: Wie das Karrierebarometer zeigt, ist es für junge Bewerber:innen vor allem wichtig, dass Recruiter:innen im Bewerbungsprozess ein Gefühl der Nähe schaffen. Warum ist das so? Und wie können Recruiting-Teams diese Nähe im Kontext von Digitalisierung, KI und oft schwierigen Arbeitsbedingungen erfolgreich herstellen?

Katharina Krentz: Nicht nur die Gen Z legt großen Wert auf persönliche Beziehungen und soziale Interaktionen. Gerade jetzt in Zeiten von Automatisierung und KI werden menschliche Nähe und Interaktion noch wichtiger.

Das Gefühl der Nähe hilft, Vertrauen aufzubauen und eine Bindung an das Unternehmen herzustellen und zu stärken. Recruiting-Teams können diese Nähe durch transparente Kommunikation, Empathie und den Einsatz digitaler Tools, die personalisierte und interaktive Erlebnisse ermöglichen, fördern. Gerade im Bewerbungsprozess bieten sich hier viele Chancen - denn auch wenn es in der ersten Runde nicht klappt mit einem Arbeitsvertrag, es können weitere Runden für andere Stellen und zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Und der erste Eindruck ist bekanntlich der wichtigste!