Die Gen Z als Corporate Influencer – das Konzept in der Praxis
- Dienstag, 24. August 2021
- Svenja Rausch
Nachdem wir bereits die Aufgaben und Einsatzfelder der Corporate Influencer gezeigt haben, tauchen wir nun in die Praxis ein.
Corporate Influencer sind ein effektives Element von zeitgemäßem HR und Employer Branding. Die Strategie verspricht authentisches und glaubwürdiges Auftreten aus Mitarbeiter:innenperspektive, mit dem Sie als Arbeitgebermarke besonders die Gen Z begeistern können. Nachdem wir bereits die Aufgaben und Einsatzfelder der Corporate Influencer gezeigt haben, tauchen wir in die Praxis ein und zeigen hier, worauf es bei der Strategieumsetzung ankommt und wie Sie am besten vorgehen können.
Sinn schaffen, Themen prägen, Netzwerk aufbauen – zeigen Sie Ihren Mitarbeiter:innen die Vorteile
Warum sollten Ihre Mitarbeiter:innen ihre Zeit und Mühe in eine solche, im Grunde zusätzliche Aufgabe investieren? Besonders die Gen Z möchte einen Sinn in ihrer Arbeit sehen und Teil von etwas Größerem sein. Zeigen Sie also, welche inhaltlich mitgestaltenden und persönlichen Vorteile sie aus der Rolle als Corporate Influencer gewinnen. Zum Beispiel:
- Bewusstsein für verschiedene Themen schaffen
- Sich selbst einbringen und die eigenen Erfahrungen teilen
- Das eigene Netzwerk ausbauen
Wir empfehlen zudem, den Mitarbeiter:innen dafür entsprechend abgestimmte Kapazitäten während der regulären Arbeitszeit einzuräumen. Am Wochenende ist die Bereitschaft verständlicherweise geringer, sich mit beruflichen Verpflichtungen zu beschäftigen.
Helfen Sie Mitarbeiter:innen in ihrer neuen Rolle durch internes Know-how und Wissenstransfer
Nicht alle (potenziellen) Corporate Influencer haben, etwa aus der Ausbildung oder dem Studium, Erfahrungen in der Unternehmenskommunikation. Schulungen in den Bereichen Corporate Communication, Marketing und PR mit konkreten Anwendungstipps und Beispielen für zukünftige Inhalte und Formate machen Ihre Mitarbeiter:innen fit für die neue Aufgabe. Auch bei der Ideenfindung und der Formulierung kann die Kommunikationsabteilung eine helfende Hand reichen.
Messen, Events, Recruiting & Co – Corporate Influencer sind mehr als nur Social Media
Bühne frei für Ihre Corporate Influencer: Lassen Sie Ihre Mitarbeiter:innen nicht nur in Social Media und Blog mitwirken, sondern auch auf Events und Messen. Und binden Sie sie auch in den Recruiting-Prozess ein. Beispielsweise können sie Infogespräche mit den Bewerber:innen führen und das Kollegium vorstellen oder das Büro zeigen. Gerade junge Bewerber:innen können sich mit gleichaltrigen Corporate Influencern besser identifizieren. Zudem bekommen sie eher das Gefühl, dass auch sie sich entsprechend ins Unternehmen einbringen und etwas erreichen können – was wiederum positiv auf Ihre Arbeitgebermarke einzahlt.
Lassen Sie Platz für Ideen und kreativen Gestaltungsspielraum Ihrer Corporate Influencer
Corporate Influencer haben eine eigene Stimme und eigene Ideen. Nutzen Sie beides und erfahren Sie von Ihren Mitarbeiter:innen: Was interessiert sie? Was möchten sie gern weitergeben? Geben Sie Ihren Corporate Influencern einen klaren Rahmen, in dem sie sich bewegen können, sowie allen Werkzeuge und Materialien, die sie für die Erstellung eigener Inhalte benötigen. Der daraus resultierende Gestaltungsspielraum wird Ihrer Employer Brand mehr Persönlichkeit und Sympathie verleihen als vorgefertigte Botschaften dies könnten.
Zudem profitieren Sie von neuer Erfahrung und frischem Know-how, und es zahlt sich förmlich aus, der Social-Media-affinen Gen Z in diesem Kontext Vortritt zu überlassen. Denn gerade die jungen Mitarbeiter:innen kennen sich mit den unterschiedlichen Formaten aus, wissen in der Regel, was gut ankommt und bringen eigene kreative Ideen ein.
Der Spaß darf nicht zu kurz kommen
Ganz im Ernst. Denn das Konzept der Corporate Influencer lebt von Freude und Motivation. Kampagnen und Herausforderungen können den Spaß am neuen Amt steigern und wirken zusätzlich attraktiv für die Gen Z. Dies fördert nicht nur die Bindung junger Mitarbeiter:innen ans Unternehmen, sondern auch die Motivation in der Ausführung. Je mehr Freude Ihre Corporate Influencer an der Aufgabe haben, desto erfolgreicher zahlt dies auch auf die Arbeitgebermarke ein.
Vorzeigeprojekt für Corporate Influencer: Otto Group
Die Otto Group – ein Unternehmen, das den Shift vom analogen Versandhändler zum technologiebasierten E-Commerce-Primus mit zahlreichen angrenzenden Sparten vollzogen hat – setzt sehr erfolgreich auf ein eigenes Corporate-Influencer-Programm.
Was war?
Ein deutlicher Mangel an Bewerber:innen in den Tech-Sparten stellte die Otto Group schon 2017 vor große Herausforderungen. Eine Lösung musste her, die die Arbeit beim Handels- und Dienstleistungsunternehmen attraktiver gestaltete.
Was wurde gemacht?
Otto rief ein internes Botschafterprogramm ins Leben. Die Corporate Influencer sollten auf Branchenveranstaltungen und im Netz über die Entwicklungen im Unternehmen und seinem Umfeld sprechen, Bewerbungsgespräche in der Auswahlphase führen und den Bewerbungsprozess begleiten.
„Das Besondere: Unsere Kolleg:innen können sich für eines oder mehrere der sechs Profile anmelden und erhalten maßgeschneiderte Trainings für das jeweilige Modul. Damit tragen sie aktiv dazu bei, wer bald der oder die neue Kolleg:in sein könnte”, erklärte Eugenia Mönning, Pressesprecherin Technology & IT der Otto Group, jüngst in einem Interview mit dem Upload Magazin. So wurden zum Beispiel die Module Fachexperte oder Co-Recruiter angeboten. Interne Seminare zu den Themen Social-Media- und HR-Kommunikation sowie Präsentations- und Diagnostik-Trainings bereiteten auf die Tätigkeit vor.
Der Aufruf zeigte umfassend Wirkung. In kürzester Zeit meldeten sich 100 Mitarbeiter:innen als neue Corporate Influencer an.
Was ist heute?
Das Corporate-Influencer-Programm hat bei Otto zu nachhaltigen Veränderungen geführt. Der Austausch zwischen den Abteilungen ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, und die Mitarbeiter:innen werden in strategische Überlegungen mit einbezogen. Die Teammitglieder der Corporate Communication sind längst nicht mehr “nur” Kommunikator:innen, sondern verstehen sich als Unterstützer:innen und Berater:innen. 200 Corporate Influencer vertreten Otto derzeit nach außen.
Fazit: Corporate Influencer mit Spaß & Verstand
Persönlichkeit, Sympathie und Glaubwürdigkeit steigern und das Employer Branding nahbar machen – das ist das Ziel von Corporate Influencern. Mit Seminaren und Schulungen vermitteln Sie Ihren Mitarbeiter:innen das nötige Handwerk in Marketing, PR und HR und können ihnen auch bei einzelnen Inhalten unter die Arme greifen. Doch auch Eigenständigkeit und Spaß dürfen bei der Strategie nicht zu kurz kommen.
Die Gen Z ist als Corporate Influencer gleich in dreifacher Hinsicht für Unternehmen interessant. Erstens bieten sie durch reale Einblicke von Mitarbeiter:innen eine Form von Orientierung, die jungen Talenten auf dem komplexen und intransparenten Arbeitsmarkt häufig fehlt. Gleichzeitig erhöhen sie die Identifikationsmöglichkeiten für neue Mitarbeiter:innen, die ebenfalls zur Gen Z gehören. Und nicht zuletzt sind gerade die jungen Talente sehr begeisterungsfähig, wenn es um den Auftritt als Corporate Influencer geht.