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Joker Stärkenorientierung - Interview mit Expertin Anne Ramscheid
Es war mir ein Vergnügen, mit meiner Kollegin Anne Ramscheid, einer erfahrenen Trainerin und Beraterin bei ERGO, über das Thema „Stärkenorientierung“ zu sprechen. Anne bringt viel Leidenschaft für die Entwicklung von Individuen sowie Teams mit und ist Teil des Teams „Organisational Development“. Im Interview spricht sie über die Bedeutung von Stärkenorientierung, wie diese als „Joker für die berufliche Entwicklung“ genutzt werden kann und warum es für Unternehmen von Vorteil ist, die Stärken ihrer Mitarbeitenden zu erkennen und zu fördern. Darüber hinaus wird Anne Einblicke in den Charakterstärkentest nach Seligman geben und auf die Bedeutung der Stärkenorientierung für Studierende und Berufseinsteiger/-innen eingehen. Vielleicht eine Inspiration die eigenen Stärken zu entdecken und gezielt einzusetzen.
Katja:
Hallo Anne, schön, dass du dir als Expertin bei ERGO für das Thema “Stärkenorientierung” heute Zeit für dieses Interview nimmst. Bevor wir starten, sag bitte kurz ein paar Worte zu dir und deiner Tätigkeit bei ERGO!
Anne:
Hallo, ich bin Anne, Anne Ramscheid und bei ERGO als Trainerin/Beraterin mit großer Leidenschaft in den Themen „Change“ und „Stärkenorientierung“ unterwegs. Damit unterstütze ich unser Team „Organisational Development“.
Katja:
Du sprichst im Kontext Stärkenorientierung oft von einem “Joker für die berufliche Entwicklung”. Was meinst du damit?
Anne:
Für mich ein “Joker”, weil mit Entdeckung und Auseinandersetzung der eigenen Stärken jedem auch bewusst werden kann, wo sie/er besonders gerne unterwegs ist und was ihr/ihm leicht fällt! Und dass sie/er dann auch wahrnimmt, dass sie/er sehr produktiv ist. Diese Erkenntnis hat mich nicht mehr los gelassen, dem wollte ich weiter auf die Spur kommen.
Katja:
STÄRKEN, ein Wort das in aller Munde ist, aber in der Bedeutung sicher oft unterschiedlich interpretiert wird. Was sind Stärken für dich und auch, was sind keine Stärken!
Anne:
Stärken in dem Sinne wie wir (und die positive Psychologie) den Begriff verwenden sind die Talente die Menschen haben, die sie besonders und einzigartig machen. Um das bildlich zu machen: mit diesen Talenten komme ich vom „Band“ es ist die “Grundausstattung, die Werkseinstellung“ mit der wir von früh an durch das Leben gehen. Im beruflichen Kontext, im Zwischenmenschlichen und in der Auseinandersetzung mit mir selbst. In der frühen Sozialisierungsphase festigt sich diese Prägung.
Katja:
Du arbeitest gerne mit dem Charakterstärkentest nach Seligman. Was zeichnet diesen aus und warum spricht das Ergebnis von “Signaturstärken”?
Anne:
Mir gefällt der Test, weil er wissenschaftlich fundiert und dennoch leicht anwendbar ist. Und dabei nicht nur einen Fokus im Leben betrachtet, sondern das ganze Leben – also beruflich und privat. Mit der Auswertung kann man wunderbar arbeiten, um bestimmte Denk-, Verhaltens- und Motivationsmuster, die man sich angeeignet hat, besser zu verstehen und produktiv zu nutzen.
Katja:
Gibt es im Stärkenkonzept auch Schwächen?
Anne:
Nein, eher nicht, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Als Ergebnis des Tests werden zunächst 24 Stärken in einer bestimmte Reihenfolge festgelegt. Oben sehr stark, weiter unten weniger stark ausgeprägt. Aber eben „stark“ für Stärke. Und die ganz weit oben, das sind die sogenannten Signaturstärken. Das sind die Stärken mit denen du im „Blindflug“ mühelos agierst und dich dabei auch nicht angestrengt fühlst.
Wenn du mit viel Einsatz nur mittelmäßige Ergebnisse erzielst, dann ist es ein Zeichen, dass du nicht deine Stärken lebst und ein vielleicht hoher Energieeinsatz, den der Job erfordert, nicht belohnt wird.
Katja:
Du bietest für ERGO Praktikant/-innen und Rechtreferendar/-innen ein Seminar zu der Stärkenorientierung an.
Was kann der Nutzen für Studierende sein sich mit den eigenen Stärken intensiver zu beschäftigen?
Anne:
Für die erfüllende Berufswahl ist es elementar, dass ich in der Lage bin zu erkennen, welche Stärken ich habe. Damit kann ich für mich sicherstellen, dass ich einen beruflichen Weg einschlage, der mich zufriedenstellt und in dem ich wirklich gut bin. Andernfalls besteht die Gefahr, dass ich einen Job annehme, den ich nur mit viel Kraft und Energie bewerkstellige und immer unter meinen Möglichkeiten “mittelmäßig” bleibe.
Bereits für die Auswahl an potentiellen Stellen und in Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch ist es elementar sich das bewusst zu machen und im eigenen Interesse einzubringen.
Katja:
Was bedeutet der Stärkenorientierte Ansatz für Unternehmen, warum verfolgt ERGO diesen?
Anne:
Im unternehmerischen Kontext könnte man sehr vereinfacht sagen, die Mitarbeitenden sind produktiver, effizienter und zufriedener, wenn sie in ihren Stärken unterwegs sind. Sie können ihr Potential im Tätigkeitsbereich für eine gute Arbeitsleistung abrufen.
Sind die individuellen Stärken dann noch im Team gut verteilt ist das ideal für das gemeinsame Ergebnis und die Motivation.
Katja:
Mit wenigen Klicks können die eigenen Stärken identifiziert werden – aber wie nutzen wir diese Erkenntnis bewusst im Job? Haben wir im Hinblick auf Stärken ein Wissens- oder Umsetzungsproblem!
Anne:
Tatsächlich ist es oft kein Wissens- sondern ein Umsetzungsproblem. Ich muss meine “PS” selbst auf die Straße bringen, also ins Handeln kommen. Das ist leicht gesagt und wir alle wissen, wie schwierig es sein kann, Veränderungen in die Tat umzusetzen. Aber die gute Nachricht ist, ich kann meine Stärken entwickeln. Dazu rate ich in den Alltagstest zu machen, die eigenen Stärken zu beobachten und sie gegebenfalls „wachzuküssen“.
Ein Tipp: Stärken-Feedback aktiv einholen, denn meistens sehen andere Menschen viel besser was du toll machst.
Katja:
Welche Botschaft möchtest du zum Abschluss noch mitgeben?
Anne:
Ich möchte ein Bild zur Verdeutlichung nutzen. Wenn du dich nicht fühlen möchtest wie ein Pinguin in der Wüste, dann lohnt es sich, sich mit den eigenen Stärken auseinander zu setzen. Interessierten empfehle ich die Pinguin-Geschichte von Dr. Eckart von Hirschhausen (https://www.youtube.com/watch?v=sY539oAsTb0), die bringt es sehr gut auf den Punkt.
Für jede/n – egal ob in Schule, Universität oder im Beruf - es ist lohnend, sich mit dem Thema Stärken zu beschäftigen.
Katja:
Vielen Dank für den Austausch, für mich ist sehr spürbar geworden wieviel Herzblut du für das Thema hast. Ich selbst habe den Stärkentest in Vorbereitung auf unser Gespräch gemacht und fand es wirklich spannend den Blick nochmal zu schärfen und durch deine Beratung abzurunden.
Lust bekommen selbst den Charakterstärkentest von Seligmann zu machen? Dann hilft den folgenden Link https://www.charakterstaerken.org/
oder Interesse an weiteren Informationen an Einstiegsmöglichkeiten nach dem Studium oder als Professional bei ERGO, dann gerne die ERGO Karriereseite besuchen.
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