Fresenius SE & Co. KGaA
Forward thinking healthcare
Mit Überblick Prozesse verbessern
Wenn sich Intensivstationen von Operationsnachsorge auf Beatmung umstellen müssen, hat das nicht nur für Ausstattung und Pflege Konsequenzen, sondern auch für den Bedarf an medizinischen Produkten und Medikamenten. Vor allem, wenn das innerhalb kürzester Zeit und in großem Umfang geschehen muss – wie in der Corona-Pandemie: Operationen wurden abgesagt, neue Beatmungsplätze geschaffen, also waren plötzlich auch ganz andere Medikamente gefragt. Und was hat das mit Data Analytics & Science zu tun? Jens Strohmenger und Pascal Vogt von Advanced Manufacturing Analytics & Performance Projects (AMAPP) bei Fresenius Kabi erklären es.
Bevor wir den Rückblick auf die intensive Zeit im Jahr 2020 wagen – was macht AMAPP?
Jens Strohmenger: In einem Satz? Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass unsere Produktion schneller und effizienter wird. Etwas ausführlicher: Wir gehören zur Abteilung Manufacturing IT, die wiederum der Pharmaceuticals & Devices Division zugeordnet ist – also zum Bereich Produktentwicklung und Produktion. Dort bauen wir Datenstrukturen und Reportingsysteme auf, um Prozesse analysieren und besser machen zu können. Wir sind ein wichtiger Baustein bei der Digitalisierung des gesamten Unternehmens.
Und warum war das vor allem zu Beginn der Pandemie so gefragt?
Pascal Vogt: Corona wirkte sich unmittelbar auf unsere Produktion und die damit verbundenen Prozesse aus – Einkauf, Lager, Logistik und so weiter: Planbare OPs wurden in großem Umfang verschoben, sodass sich das stark auf die Nachfrage unseres Produktportfolios auswirkte. Stattdessen mussten viele Menschen künstlich beatmet werden, und dafür braucht man natürlich andere Medikamente, etwa Anästhetika für die künstliche Beatmung. Weltweit stieg die Nachfrage nach diesen Medikamenten und ihren Vorprodukten enorm. Gleichzeitig mussten wegen der Transportbeschränkungen Frachtwege anders organisiert werden.
Jens Strohmenger: Unsere Planung wurde praktisch über Nacht auf den Kopf gestellt, und jedes Land versuchte, die Lager zu füllen, um vorbereitet zu sein. Wir als Unternehmen mussten in kürzester Zeit Transparenz haben: über Lagerbestände, wie sich der Absatz auf täglicher Basis gestaltet, wie viel aus der Produktion hinterherkommt und wie wir eine faire weltweite Verteilung dieser Medikamente garantieren können.
Wie hat Ihr Team zur Lösung der Situation beigetragen?
Jens Strohmenger: Wir haben Daten aus SAP-Systemen analysiert und aufbereitet, damit das Management auf der Basis von Zahlen und Fakten entscheiden konnte. Neu war dabei die Anforderung, diese Informationen immer sehr kurzfristig bereitstellen zu müssen, damit schnell reagiert werden kann. Auch mussten wir nicht nur die Lagerbestände ermitteln, sondern auch einen Überblick über die Mengen schaffen, die z. B. gerade auf Containerschiffen unterwegs waren. Wir haben dann in sehr kurzer Zeit eine Lösung entwickelt, mit der man diese Informationen tagesaktuell und praktisch per Knopfdruck erhalten hat.
Ohne unsere Dashboards hätte man – wie bisher – lange Listen durchsehen müssen, um herauszufinden, wie die Bestände und Kapazitäten sind. Praktisch unmöglich, das schnell zu bewerkstelligen. Das Schöne daran ist: Die Pandemie hat das Thema Data Analytics & Science im Unternehmen enorm beschleunigt und gezeigt, dass es eine gute Entscheidung war, dieses Team aufzubauen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse können wir jetzt auch für die Zukunft nutzen, um die Bestände zu optimieren und die Produktionsplanung zu verbessern.
„Ohne unsere Dashboards hätte man – wie bisher – lange Listen durchsehen müssen, um herauszufinden, wie die Bestände und Kapazitäten sind.”
Stichwort Team: Erzählen Sie doch mal mehr darüber!
Pascal Vogt: Aktuell sind wir zehn Kolleginnen und Kollegen und teilen uns auf vier Themen auf: Einkauf und Lager, Qualitätsmanagement, Indirekte Produktion (also Logistik, Support etc.) und die Produktion selbst. Das haben wir so aufgeteilt, um das Know-how entsprechend vertiefen zu können. Wir haben unterschiedliche Ausbildungen von Wirtschaftsinformatik bis Immobilienwirtschaft. Das bringt unterschiedliche Sichtweisen auf Themen.
„Wir haben unterschiedliche Ausbildungen von Wirtschaftsinformatik bis Immobilienwirtschaft. Das bringt unterschiedliche Sichtweisen auf Themen.”
Welche Backgrounds haben Sie beide?
Pascal Vogt: Ich habe Elektrotechnik studiert, mich dann aber für die IT-Administration entschieden und eine Ausbildung zum Fachinformatiker gemacht. Danach habe ich einige Jahre als SAP-Berater mit Schwerpunkt Controlling und Finanzen gearbeitet und bin darüber zu Fresenius gekommen.
Jens Strohmenger: Ich komme aus der Chemie: Nach einer Lehre zum Chemielaboranten habe ich chemische Verfahrenstechnik studiert und dann noch ein Aufbaustudium internationale Wirtschaftsbeziehungen drangehängt. Danach habe ich zuerst im Controlling gearbeitet und kam so zu Fresenius, unter anderem war ich Leiter Controlling an unserem Standort in den Niederlanden. Dort arbeitete ich bei der SAP-Einführung mit, was ich dann auch an einem Kabi-Standort in Brasilien tat. Danach übernahm ich die Leitung von AMAPP.
Welche Kolleginnen und Kollegen wünschen Sie sich für Ihr Team?
Jens Strohmenger: Pascal hat es ja schon erwähnt: Wir haben alle sehr unterschiedliche Ausbildungen – und das ist gut so! Unser verbindendes Element ist ein gutes quantitatives Verständnis. Kolleginnen und Kollegen müssen in der Lage sein, in den Daten Prozesse wiederfinden zu können. Sie müssen es aushalten können, morgens noch nicht zu wissen, was der Tag bringt und auch mal für die Tonne zu arbeiten. Denn manchmal ist eine Lösung toll, die wir entwickeln – wenn sie aber keine Einsparungen bringt, wird sie nicht umgesetzt. Diese Fehlschläge muss man verkraften können. Wenn sie Kaffee und Sushi mögen, ist das auch gut, und schwarzer Humor hilft ebenfalls!
Pascal Vogt: Wir haben außerdem seit Jahren immer Werkstudierende und Masterand:innen im Team, das hat gleich zwei Vorteile: Wir bekommen Know-how und Nachwuchs, den wir dringend brauchen.
Wie arbeiten Sie und warum sollten Menschen bei Ihnen mitarbeiten?
Jens Strohmenger: Unsere wichtigste Aufgabe ist: Wir sollen die Firma digitalisieren, und dazu muss man viel ausprobieren. Ich sorge dafür, dass das Team diese Freiräume hat. Beispielsweise haben wir alle zwei Wochen „lecture time“ – da bereitet jeweils eine:r aus dem Team ein Thema vor und erläutert das den anderen. Manchmal bilden wir auch Arbeitsgruppen, die dann auch mal mehr Aufwand in ein Thema stecken. Wir tauschen uns außerdem eng mit den Fresenius-Tochtergesellschaften aus und bekommen darüber viele Impulse für neue Themen.
Wir bearbeiten hier abwechslungsreiche Aufgaben und haben viele Freiheiten, Dinge auszuprobieren. Wir haben flache Hierarchien und oft kurze Entscheidungswege. Das internationale Umfeld ist reizvoll, und man kann sowohl geografisch als auch inhaltlich mal in komplett andere Bereiche wechseln. Fresenius ist ein spannendes Unternehmen, die Produkte stiften Sinn und helfen Menschen.